Gefälschte Sprachzertifikate: Wie groß ist das Problem?

In Deutschland hat eine hitzige Debatte um den massenhaften Handel mit gefälschten Sprachzertifikaten und Integrationstest‐Nachweisen begonnen. Medienrecherchen zufolge werden solche Dokumente über soziale Medien-Plattformen wie TikTok angeboten. Teilweise für bis zu 2.700 Euro.

Gefälschte Sprachzertifikate: TikTok als Marktplatz für Dokumentenhandel

Behörden in mehreren Bundesländern ermitteln bereits. In Hamburg wird von einem Ermittlungsverfahren im mittleren zweistelligen Bereich berichtet; das nordrhein-westfälische Innenministerium sieht das Phänomen als bekanntes Aufgabenfeld der Polizei.

In Hessen hat das Landesinnenministerium mitgeteilt, dass in diesem Jahr mindestens 27 Personen versucht hätten, mit gefälschten Sprachzertifikaten eingebürgert zu werden. Laut Ministerium funktionierten die Prüfmechanismen der Behörden bislang.

München meldet über 70 Fälle von gefälschten Sprachtests

Die Stadt München meldet, dass ihr Kreisverwaltungsreferat im laufenden Jahr bereits mehr als 70 Fälle von gefälschten Sprachzertifikaten angezeigt habe.

Angesichts der Vorwürfe fordern Politikerinnen und Behördenvertreter eine Verstärkung der Prüfmechanismen. Laut Medienberichten schlägt das Bundesinnenministerium vor, Beglaubigungsgespräche mit Antragstellenden früh im Verfahren zu verankern und bei Verdacht auf Fälschung Anfragen bei anerkannten Prüfstellen zu starten.

Rechtslage: Aufenthaltstitel können Jahre später entzogen werden

Kritiker warnen jedoch vor Generalverdächtigungen rechtmäßiger Antragstellender. Eine pauschale Aussetzung von Einbürgerungs- oder Aufenthaltsverfahren sei rechtlich kaum durchsetzbar, individuelle Prüfungen gelten als geboten.

Falls sich herausstellt, dass Aufenthaltstitel oder Einbürgerungen auf gefälschten Dokumenten beruhen, können sie nach geltendem Recht zurückgenommen oder widerrufen werden, mitunter auch Jahre später.